Wann ist eine Verhaltens-therapie angezeigt? Wozu dient sie?

Seelische Belastungen und Probleme können so stark werden, dass eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll ist. Dadurch kann eine neue Sicht auf die Dinge gewonnen werden und Veränderungen – innere und/oder äußere – eingeleitet werden. Der Fokus der Behandlung liegt auf der aktiven Bewältigung von aktuellen Problemen und dem Einüben neuer Handlungs-möglichkeiten. Der Therapeut unterstützt den Patienten darin, die notwendigen Schritte hin zur Veränderung im Fühlen und Handeln auch umzusetzen.

Obwohl die Verhaltenstherapie an den gegenwärtigen Lebensumständen des Patienten ansetzt, werden natürlich auch die individuelle Lebensgeschichte und die bisherigen Lebenserfahrungen berücksichtigt, um ein größeres Verständnis für die Entwicklung der individuellen Beschwerden zu erlangen. Frequenz und Häufigkeit der Sitzungen werden der individuellen Problemlage angepasst.

Hier geht es um früh erlernte Verhaltensmechanismen.

In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie beleuchten wir die individuelle Biographie um zu verstehen, warum wir so denken, fühlen und handeln, wie wir es tun – vor allem auch in Beziehung zu anderen. Nicht selten haben wir frühe Mechanismen zur Abwehr von negativen Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen und inneren Konflikten entwickelt, die uns jedoch oft nicht bewusst sind und unser tägliches Handeln bis heute manchmal ungünstig beeinflussen. So wiederholen wir Erfahrungen und Konflikte, ohne dies zu wollen, manchmal mehrfach in unserem Leben. Eine Einsicht darin kann dabei helfen, im Hier und Jetzt sowie in der Zukunft unser Wohlbefinden, unser Verhalten und damit unsere zukünftigen Erfahrungen positiv zu verändern.

Wie gehen wir besser mit unseren Gefühlen um?

Die Emotionsfokussierte Therapie ist ein vielversprechendes Verfahren, das klassische kognitiv-verhaltens-therapeutische Ansätze sinnvoll ergänzt und eigenständig wirksam ist. Emotionen spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Bewältigung von psychischen Schwierigkeiten. Die Emotionsfokussierte Therapie möchte die Patienten darin unterstützen, besser mit ihren Gefühlen umzugehen, problematische emotionale Muster nachhaltig zu verändern und ihre Emotionen als Ressource nutzen zu können. Themen in dieser Therapieform sind unter anderem die Entwicklung einer bewussten Wahrnehmung eigener Gefühle und konsekutiv ein angemessener Umgang mit intensiven Emotionen, emotionaler Stress-bewältigung im Sinne von Selbst-beruhigung und die Stärkung von positiven Emotionen wie Neugierde, Lust, Freude, Stolz, Mitgefühl, Vorfreude, Respekt, Interesse, Fürsorge, etc.

Was steckt hinter diesem komplizierten Begriff?

Die Akzeptanz – und Commitment-Therapie (ACT) ist ein neuartiger Behandlungsansatz, der zur sog. „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie gerechnet wird. In der ACT werden sowohl Akzeptanz- und Achtsamkeitsstrategien als auch Strategien der Verhaltens-änderung und des engagierten Handelns eingesetzt.

Das übergeordnete Ziel ist, die psychische Flexibilität zu erhöhen, die für ein werteorientiertes Leben unter sich ständig wechselnden inneren und äußeren Lebensbedingungen erforderlich ist.

Psychische Flexibilität bedeutet, dass eine Person in vollem Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment steht und je nachdem, was die aktuelle Situation und die selbst gesetzten wertebezogenen Ziele erfordern, ihr Verhalten ändern oder beharrlich beibehalten kann.

Psychoonkologie

Eine Krebserkrankung ist für den Betroffenen eine enorme körperliche und seelische Belastung. Man geht davon aus, dass ca. 30 Prozent aller an Krebs erkrankten Menschen eine so genannte reaktive psychische Störung entwickeln. Meist handelt es sich dabei um Depression, Angst und Panikstörungen, akute Belastungsreaktionen, Anpassungsstörungen und Post-traumatische Belastungsstörungen.

Bei der Entstehung dieser Störungen spielt eine wichtige Rolle:

  1. die Bedeutung der Diagnose als eine gefürchtete medizinische Diagnose,
  2. die Verknüpfung mit den Gedanken an Tod und Siechtum,
  3. aber auch die häufig langwierigen und körperlich anstrengenden Behandlungen und
  4. die soziale Veränderung im Familienleben, an der Arbeitsstelle und in der allgemeinen Leistungsfähigkeit.

Dazu kommt die Suche nach der eigenen Schuld:

Viele Patienten sind mit ihren Gedanken damit beschäftigt, ob sie an ihrer Krebserkrankung schuld sind oder ob sie durch ihre Art der Krankheits-verarbeitung den Krankheitsverlauf beeinflussen können. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Krebs durch psychische Vorgänge ausgelöst werden kann. Ebenso wenig lässt sich die Länge des Krankheits-verlaufes durch psychologische Maßnahmen beeinflussen.

So entstanden zwei wichtige Lehrsätze der Psychoonkologie:

  1. „Don't believe you brought cancer on yourself!“ („Glaube nicht, dass Du Dir den Krebs selber eingebrockt hast!“) J. Holland 2005
  2. „Statt Patienten die unlösbare Aufgabe zu stellen, ihrer Krankheit auf jeden Fall mit positiven Gedanken zu begegnen, ist es wichtig, auch negativen Gefühlen Raum zu geben.“ Sellschopp, 2004

Die Psychoonkologie möchte dem Betroffenen und seinem Umfeld helfen, die Krankheit und das weitere Leben bestmöglich zu bewältigen, indem für den an Krebs Erkrankten und seiner Familie Raum und Zeit geschaffen wird, über die Krankheit zu reflektieren, Sorgen, Ängste und Nöte zum Ausdruck zu bringen und die eventuell entstandenen Konflikte zu bearbeiten.

Was kann man sich unter dem Begriff Fatigue vorstellen?

Der Begriff Fatigue stammt aus dem Lateinischen (Fatigatio=Ermüdung); bei Krebserkrankungen wird damit die Müdigkeit und Erschöpfung beschrieben, die in Verbindung mit einer Krebs-erkrankung und ihrer Behandlung auftreten kann. Die Erschöpfung steht häufig nicht in einem direkten Zusammenhang mit einer voran-gegangenen körperlichen oder geistigen Anstrengung oder Belastung. Die Erschöpfung macht sich meist nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und geistig bemerkbar.

Typisch für Fatigue ist, dass sich das Gefühl der Ermüdung durch Ruhephasen nicht wirklich verbessert, meist bedeutet sie bei Krebserkrankungen die größte Belastung neben den Erkrankungs-symptomen selbst. Fatigue erschwert die Bewältigung des Alltags und mindert die Lebensqualität. Die Symptome der Fatigue sind nicht spezifisch für Tumor-erkrankungen. Sie kommen auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, wie z.B. Multipler Sklerose, Rheuma oder Parkinson vor. Neben der körperlichen Schwäche fühlen sich Fatigue-Betroffene oft nieder-geschlagen, antriebs-, und energielos. Auch die kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt: Es fällt schwer, sich zu konzentrieren und Dinge zu behalten. Dies schränkt die Menschen in allen Bereichen, Alltag, Beruf, Freizeit, stark ein.

Leben mit Fatigue

Die meisten Fatigue-Betroffene können ihre Erschöpfung und ihren Mangel an Kraft nur schwer für sich und andere begreifbar machen. Es kommt nun darauf an, mit der wenigen Energie/Kraft hauszuhalten. Wichtig dabei ist, sich nicht zu überfordern aber auch nicht zu unterfordern.

Ein Vergleich mit einem Akku kann das Problem verdeutlichen: Man stelle sich vor, jeder Mensch hätte einen Akku, wie bei einem Mobiltelefon. Über den Tag verbrauchen wir Energie, die dort gespeichert ist. Jede Aktivität erfordert dabei ein gewisses Maß an Energie. Diesen Akku können wir Menschen allerdings nur einmal pro Tag, besser gesagt pro Nacht richtig aufladen. Solange sie gesund sind, wissen die Meisten, was sie tun können, bis der Akku aufgebraucht ist.

Eine Erkrankung ist wie eine Anwendung auf dem Handy, die dauerhaft sehr viel Energie „raubt“. Die Energie, die für die täglichen Aufgaben verbleibt, ist also begrenzt. Leider hat der Körper keine Anzeige dafür, wieviel Energie noch zur Verfügung steht. Das lässt sich damit vergleichen, wenn der Akku des Telefons nicht mehr richtig funktioniert: Trotz einer Restakku-Anzeige von über 20 Prozent geht das Handy einfach aus.

Wichtig ist, sich Gedanken über den Memory-Effekt des Akkus zu machen: Wenn Sie einen Akku nie voll aufladen, „erinnert“ er sich daran und kann später nicht mehr vollständig geladen werden. Auch unser Körper arbeitet auf diese Weise: Was nicht regelmäßig genutzt wird, wird abgebaut. Darum sollten sich Fatigue-Patienten auf gar keinen Fall unterfordern.

Das Problem jedoch ist, dass sich Fatigue-Patienten in Null-Komma-Nix überfordern.

Die schwierigste Aufgabe ist es also, ein Mittelmaß zwischen Unterforderung und Überlastung zu finden. Es ist eine Grat-wanderung mit sehr wenig Spielraum.

Den Fatigue-Patienten zu befähigen, diese Gratwanderung zu meistern, sehe ich als meine psychoonkologische Herausforderung an.

Für wen wurde diese Therapie entwickelt?

Die Würdezentrierte Therapie wurde in Kanada von Professor Chochinov entwickelt, um Menschen dabei zu helfen, sich mit ihrem nahen Versterben auseinanderzusetzen. Der starke Wunsch des Sterbenden nach Generativität und Hinterlassenschaft bildet die Grundlage der Therapie. Durch die Therapie entsteht etwas, das den Patienten überdauert und seinen Einfluss über den Tod hinaus verlängert.

In einem standardisierten Therapeuten-gespräch stellt der Therapeut dem Patienten eine Reihe von offenen Fragen, die ihn dazu anregen sollen, über sein Leben nachzudenken und darüber zu sprechen, was ihm besonders wichtig ist. Das Gespräch wird aufgenommen, transkribiert und zu einem Dokument aufbereitet. Die gestellten Fragen orientieren sich an den Würde bewahrenden Perspektiven und den Sorgen hinsichtlich der Zeit nach dem Tod, die im Würdemodell beschrieben werden.

Es werden die Themenbereiche an-gesprochen, die für das Selbstwertgefühl des Patienten stärkend, bedeutungsvoll und sinnstiftend empfunden werden können, um so die Not zu lindern und die Lebensqualität zu steigern.

Warum ist Vergangenes so wichtig?

Wenn man durch eine schwere Lebens-krise oder Krankheit aus der Alltags-routine herausgerissen wird, sind Schmerzen und aufwühlende Gefühle bis zur Verzweiflung nicht zu vermeiden. In solchen Umbrüchen steckt aber auch eine Chance, sich auf das Wesentliche zu besinnen und das eigene Leben unter anderen Gesichtspunkten wahrzunehmen und neu zu gestalten.

Es ist wichtig zu fragen, in welcher biographischen Situation „burn out“, Depression, Ängste oder eine somatische Krankheit auftreten. Krank wird man meistens in einer Situation, in der eine seelische Wandlung ansteht, überreif ist oder vielleicht versäumt wurde. Hier genau hinzuschauen, Gewohnheiten, Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen, Sicherheiten und Überzeugungen infrage zu stellen und dazu zu lernen, sich für Neues zu öffnen ist wegweisend. Wenn es gelingt, eine Fragehaltung gegenüber der Krise/Erkrankung einzunehmen, dann gewinnt man eine aktive Haltung der Krankheit gegenüber, dann kann sie eine biographische Hilfe sein, eine Art Katalysator der biographischen Entwicklung.

Wozu soll ich mich eigentlich dazu überwinden, meine Probleme in einer Gruppe zu besprechen?

Die Teilnahme an einer Gruppentherapie erfordert von den meisten Patienten zunächst einmal Mut und Überwindung. Dies wird jedoch in den überwiegenden Fällen belohnt.

Anders als bei einer Einzeltherapie trifft der Patient in einer Gruppentherapie nicht nur auf einen Psychotherapeuten sondern gleich auf eine ganze Gruppe von Betroffenen, die sich gegenseitig Rückmeldung geben. Es kann sehr entlastend sein, in einer Gruppentherapie auf andere Menschen zu treffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Man ist nicht mehr allein mit seinen bedrückenden Gedanken und Gefühlen und man kann am Beispiel der anderen lernen. Im gemeinsamen Nachdenken und Reflektieren ergeben sich häufig überraschende und erstaunliche Lösungsansätze und neue Wege zeigen sich. In der Gruppe besteht die Möglichkeit, soziale Kompetenzen, wie z.B. das Knüpfen neuer Beziehungen, in einem geschützten Raum zu üben. Eigene Verhaltensmuster lassen sich in diesem Rahmen leichter erkennen und neue soziale Fertigkeiten trainieren.

Es gibt offene und geschlossene Gruppen mit 4-9 Teilnehmern. In den geschlossenen Gruppen beginnen alle Gruppenmitglieder gemeinsam mit der Therapie und beenden diese auch gemeinsam. In offenen Gruppen können zu jeder Zeit neue Teilnehmer hinzukommen, in halboffenen Gruppen rücken dann neue Teilnehmer nach, wenn andere vorzeitig ausscheiden.

Ich biete momentan Gruppen bei depressiven und onkologischen Patienten sowie bei sozialer Phobie an.

Was für ein Zusammenhang besteht zwischen Körper und Psyche?

Für viele Menschen ist das moderne Leben zu schnell und zu hektisch geworden. Selten erleben wir Augen-blicke wirklicher Stille. Wir haben sie fast aus allen Räumen verbannt. Das führt häufig zu emotionaler, mentaler und körperlicher Erschöpfung mit depressiven Symptomen, „burn out“ und Angststörungen. Das Tempo herauszu-nehmen, sich auf seinen Körper zu konzentrieren, die Stille wahrzunehmen und zur Ruhe zu kommen wird für die vielfach gestressten Menschen immer wichtiger. Es gibt eine Vielzahl von körperorientierten Verfahren, die uns helfen können, zu uns selbst zu kommen und aufzuatmen.

Ich bin ausgebildet in Konzentrativer Bewegungstherapie, klinischer Hypnose, autogenem Training und Progressiver Muskelrelaxation nach Jacobson. Durch den Einsatz dieser Methoden möchte ich meinen Patienten helfen, vertrauensvoll die Stille in unserem Körper und in unserer Seele ausbreiten zu lassen.

Wer sich in diese kostbare Stille begibt, öffnet der Seele einen weiteren Raum.